Die Westhof Bio-Gemüse GmbH & Co. KG aus Friedrichsgabekoog in Schleswig-Holstein erzeugt Bioprodukte und betreibt nach eigenen Angaben das größte biologische Gewächshaus Deutschlands. Es ist vier Hektar groß. „Wir wollen ausschließlich erneuerbare Energien einsetzen; diese sollen auf Feldern oder Flächen erzeugt werden“, sagt der Geschäftsführer Rainer Carstens. Weil der Betrieb Blockheizkraftwerke baut, benötigt er keine konventionelle Energie. „Durch die gereinigte Abluft bekommen unsere im Gewächshaus stehenden Pflanzen ausreichend Kohlendioxid. Alles, was in unserem Betriebskreislauf entsteht und verbraucht wird, wird eingesetzt, um daraus entweder Gemüse oder Energie entstehen zu lassen“, erklärt der Geschäftsführer. Man wolle zeigen, dass Energie- und Nahrungsmittelerzeugung keine Gegensätze seien.
Eine weitere Besonderheit ist die Biogasanlage. „Diese wird mit unseren Gemüseresten und mit Pflanzenteilen, die so oder so in unserer Fruchtfolge vorhanden sind, gefüttert.“ In ihr entstünden nicht nur Biogas und CO2, sondern es bleibe auch ein nährstoffreicher Rest übrig, mit dem Pflanzen gedüngt würden. „Dadurch können wir uns sicher sein, dass wir mit unseren Düngemitteln keine Schadstoffe aus anderen Betrieben auf unseren Acker bringen. Denn das, was man auf den Acker bringt, wird man auch wieder ernten“, sagt Carstens.
Beim Biogewächshaus habe man viel Wert darauf gelegt, besonders energiesparende Konstruktionen zu verwenden", sagt Maike Carstens, die in der Marketingabteilung tätig ist. „Die Besonderheit im Gewächshaus besteht darin, dass die Tomaten direkt im fruchtbaren Marschboden angebaut werden, nicht wie herkömmlich in Substratrinnen.“ Es werde nach Bioland-Richtlinien organisch gedüngt mit Substraten, die in der eigenen Biogasanlage anfielen. Wichtig sei auch, dass in die Biogasanlage nur biologisch erzeugte Substrate gegeben werden: eigener Kleeaufwuchs und Gemüse, das nicht vermarktet wurde. „Wir wollen mit den Substraten der Biogasanlage auf der gleichen Fläche höhere Qualitäten und mehr Nahrungsmittel erzeugen“, erläutert Carstens. Hilfe leisteten Hummelvölker und ein 24 Personen umfassendes Team.
Das Gewächshaus besitzt eine Stehhöhe von sieben Metern. Das extrem lichtdurchlässige Sicherheitsglas spart 50 Prozent Energie im Vergleich zu herkömmlichen Gewächshäusern. Die Inneneinbauten sind weiß lackiert und garantieren die bestmögliche Lichtreflexion. Ein Unternehmen aus Holland hat das Gewächshaus gebaut. In das Gewächshaus und die Biogasanlage investierte der Betrieb 12 Millionen Euro. Die Tomaten bedankten sich mit einem kräftigen Wachstum und einer jährlichen Erntemenge von rund 1500 Tonnen, sagt Carstens.
Die Konkurrenz sei nicht sehr groß. Es gebe vor allem Betriebe mit kleineren Gewächshäusern, die ihre Ware auf Wochenmärkten vermarkteten. „Von unserem Kaliber gibt es eventuell drei bis vier andere. Größere Konkurrenz sitzt eher in Holland.“ Den Marktanteil an den Tomaten, die in Deutschland im Gewächshaus produziert werden, schätzt das Unternehmen auf 40 bis 50 Prozent. Kulturen wie Tomaten, Gurken und Paprika eignen sich am besten für den Gewächshausanbau. Grobgemüse wie Rote Beete und Möhren seien nicht geeignet.
Westhof bewirtschaftet etwa 1000 Hektar. Die Gruppe besteht aus sechs Unternehmen. Im Jahr werden mehr als 30 000 Tonnen Gemüse an den Einzelhandel geliefert, vor allem in Deutschland. Das Unternehmen beschäftigt 120 festangestellte Mitarbeiter und 120 Saisonarbeitskräfte. 2007 und 2008 habe sich die Wirtschaftskrise stark in der Biobranche bemerkbar gemacht. „Wir waren ein zweistelliges Wachstum gewohnt“, sagt Rainer Carstens, „mit der Krise ging die Umsatzbewegung mindestens ein Jahr lang seitwärts.“ 2001 erwirtschaftete Westhof einen Umsatz von 20 Millionen DM, 2013 betrug er gut 30 Millionen Euro. 2014 stieg der Erlös ein wenig.