Eine Tapete, auf der Silberkristalle und Blattgold funkeln – sie stammt mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit aus der Welter Manufaktur für Wandunikate in Berlin. Als Ulrich Welter 1985 nach Berlin kam, suchte er eine Stelle, in der er seine Leidenschaft für das Experimentieren mit Farben, Oberflächen und Materialien ausleben konnte. „Mich fasziniert schon immer das Inszenieren von Räumen als Bühnenbilder des Lebens“, erzählt er. Die Aussichten auf eine solche Stelle waren freilich gering, und Welter machte sich selbständig.
In der Fertigung der Wandunikate wird Handarbeit großgeschrieben. So werden einzelne Bahnen von Hand bemalt, mit Glaskugeln bestreut und fein säuberlich mit Blattgold belegt. Das Materialspektrum der Beschichtung ist weit, es reicht von Edelmetallen und Legierungen wie Gold, Silber und Stahl bis hin zu Glas und Marmormehl. Das Unternehmen wirbt mit Individualität und deutscher Handarbeit. Exklusiv sind auch die Räume, in denen die Edeltapeten angebracht werden. Sie zieren die Decken des Hotels Adlon in Berlin, die privaten Shoppingräume des Kaufhauses Harrods in London und das World Trade Center in Dubai. Außerdem schmücken sie die Bühnen bei der Verleihung der Oscars, der Golden Globes und der Emmy Awards. Man besetze eine winzige Nische auf dem Markt der hochwertigen Wanddesigns, sagt der Geschäftsführer. „Es gibt keinen Anbieter mit vergleichbarem Profil hier in Deutschland.“
Von Anfang an positionierte sich Welter im hochpreisigen Segment, weil er aufwendig und konsequent gestalten wollte. „Glücklicherweise erreichte ich gleich wohlhabende und experimentierfreudige Kunden.“ Vor wenigen Jahren sei es noch fast undenkbar gewesen, Tapeten zu solchen Preisen zu verkaufen; doch der Markt für teure Wandgestaltung sei deutlich größer geworden. Welters Kunden sind sogar bereit, 1000 bis 3000 Euro je Quadratmeter in die Gestaltung ihrer Wände zu investieren. Das teuerste Wandunikat lag bisher bei rund 3500 Euro. „Ich glaube, auch auf dem Weltmarkt ist das eine ordentliche Größe“, sagt Welter.
Die meisten Produkte kosten aber zwischen 100 und 200 Euro. Welter verkauft in die ganze Welt. Je nach Gegend würden andere Materialien bevorzugt. Hierzulande können Holz und Beton durchaus kostbar sein, anders als in Russland, der arabischen Welt oder anderen asiatischen Ländern. „Dort möchte man die Wertigkeit eindeutiger dargestellt haben.“
Ansonsten muss auch Welter auf Trends achten, allerdings sind es lange Zyklen von ungefähr zwölf Jahren. „Jetzt sind wir in einer Phase, in der es gerne glitzern kann. Innerhalb dieses Trends gibt es natürlich Varianten, zum Beispiel kann es mal ungehemmt glitzern und glänzen, danach wird der Glitter mit rohen Materialien kombiniert und lebt dann von dem spannenden Kontrast.“
Die Berliner Manufaktur produziert jährlich etwa 15000 Quadratmeter ihrer Edeltapeten; das ist vergleichbar mit der Fläche zweier Fußballfelder. Sie beschäftigt 15 Mitarbeiter. „Wir profitieren davon, dass die Designer alle unterschiedliche Schwerpunkte und Talente haben; der oder die eine ist eher farborientiert, der nächste arbeitet dreidimensional, der dritte liebt das Mathematische, während der vierte eher frei ornamental oder experimentell unterwegs ist.“ Derzeit werde ein im unteren siebenstelligen Bereich liegender Umsatz erzielt. Seit 2009 entwickelten sich die Geschäfte deutlich positiv, berichtet Welter. Auch für die kommenden Jahre erwartet er ein hohes Wachstum. Auf dem Luxusmarkt würden Anbieter zunächst über Jahre beobachtet; es dauere somit lange, bis man sich in diesem Segment positioniert und das Vertrauen der Kunden erworben habe.