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Cadolto baut Module für Kliniken und Asylunterkünfte

F.A.Z.

12.05.2016

Georg Bierlein

Heinrich-Schliemann-Gymnasium, Fürth

Der Checkpoint Charlie ist auch von uns“, sagt Jeannette Daschner, Marketingmitarbeiterin der Cadolto Fertiggebäude GmbH & Co. KG. Kaum jemand dürfte wissen, dass dieses Bauwerk, ein Symbol der früheren Teilung Berlins, aus dem 450 Kilometer entfernten Cadolzburg bei Nürnberg stammt. Die Familie Flohr, die Cadolto vor 125 Jahren gründete und noch immer Eigentümerin ist, begann mit der Herstellung von Leiterwagen; später wurden dann Kutschen und Bauwagen produziert und in den sechziger Jahren vor allem Raststätten-WCs. „In diese Zeit fällt auch die Errichtung des Checkpoints Charlie“, erzählt Daschner.

Das Unternehmen spezialisierte sich immer mehr auf die Herstellung von Fertigmodulen mit kompletter Innenausstattung. Heute sind die containerähnlichen Module gleich nach dem Aufstellen nutzbar. Seit dem ersten Großauftrag im Jahr 1986 für eine Hochgebirgsklinik in Davos baut Cadolto hochtechnisierte Klinikgebäude, Operationssäle, Labore und Bürogebäude. Das Schwesterunternehmen in Thüringen ist auf die Herstellung von Funk- und Sendestationen spezialisiert. Der Kundenkreis besteht vor allem aus Krankenhausdirektoren, Bauingenieuren, Architekten und technischen Leitern. Gerade im Klinik- und Laborbau folgen technische Neuerungen in immer kürzeren Abständen, und die funktionellen Anforderungen an die Architektur steigen rapide. „Wir sind Marktführer im medizinischen Bereich“, sagt Daschner. Der Marktanteil betrage etwa 50 Prozent.

Die Module werden in Cadolzburg und im thüringischen Krölpa gefertigt. Zuerst wird ein Stahlskelett montiert, das dann mit der Gebäudetechnik und zuletzt mit der Innenausstattung versehen wird. Zum Beispiel werden die Module eines OP-Saals bis zu 90 Prozent fertig ausgestattet, „auch mit Wandspiegel und Föhn, wenn der Kunde es wünscht“, sagt Daschner scherzend. Die Vorteile der Modulbauweise sind die kurze Errichtungsdauer und die Flexibilität.

Im norwegischen Kirkenes nördlich des Polarkreises dauert der Bau einer Poliklinik von 16000 Quadratmetern nur 18 Monate; das Projekt läuft noch bis September. In Cadolzburg werden etwa 330 Module produziert, während vor Ort die Fundamente errichtet werden. Die Module können von Witterungsbedingungen unabhängig hergestellt werden, während in Kirkenes wegen des Wetters nur eine kurze Zeit im Jahr gebaut werden kann.

Ein anderer Vorteil der Modulbauweise ist, dass man ein Gebäude aufbauen und wieder abbauen kann, wenn es seinen Zweck erfüllt hat. Zurzeit werden zum Beispiel die zwei, 2009 bei laufendem Krankenhausbetrieb errichteten Bettentürme des St.-Josefs-Hospitals in Wiesbaden ab- und an anderer Stelle wieder aufgebaut. „Dabei wird der Betrieb des vorhandenen Krankenhauses nicht beeinträchtigt“, betont Daschner. Die meisten Module würden für den Dauerzustand geordert, und falls doch ein nur angemieteter Gebäudekomplex nicht übernommen werde, lagere man ihn ein und verkaufe die Module später weiter. Die Modulbauten seien genauso haltbar wie konventionell errichtete Gebäude.

Der Jahresumsatz von Cadolto hat sich bei rund 100 Millionen Euro eingependelt, 25 bis 35 Gebäude werden jährlich fertiggestellt. Wichtige Konkurrenten sind die Kleusberg GmbH & Co. KG aus Wissen und die ADK Modulraum GmbH aus Neresheim, die außer Sanitärgebäuden auch Schulen und Gefängnisse errichtet. „Wir möchten unseren Marktanteil vor allem bei Hotels und Rechenzentren ausbauen, aber auch bei ,Social Homes‘“, berichtet Daschner. Im Bereich Social Homes bietet man neben Altenheimmodulen neuerdings auch Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber an. Deren Entwicklung stellt die Planer vor neue Anforderungen, weil die normalerweise angebotenen Module technisch sehr viel hochwertiger ausgestattet sind. Deswegen müsse „eine Anpassung an die Preisklasse der Ausschreibungen stattfinden“, sagt Daschner. „Bisher bilden die Social-Homes-Module nur ein Nebensegment; es konnte aber schon ein nennenswerter Zuwachs unseres Marktanteils verbucht werden“, sagt Geschäftsführer Bernhard Fürst.

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