Aufstehen, frühstücken, duschen – Zähne putzen! Das Zähneputzen gehört zum Alltag, doch wer weiß schon, dass die Zahnbürsten, die man bei Aldi, Rewe, Rossmann, DM oder in anderen Märkten kauft, von demselben Hersteller stammen. Das Familienunternehmen M+C Schiffer GmbH aus Neustadt (Wied) wurde 1887 gegründet und produziert seit den fünfziger Jahren Zahnbürsten. Da der Tauschhandel damals verbreitet war, trug zur Finanzierung der ersten Beborstungsmaschine der familieneigene VW Käfer bei. 1949 stellte Schiffer die erste ankerlose Zahnbürste in Deutschland her und brachte 1955 die Marke Dr. Best auf den Markt. Die Marke verkaufte es 1970 zwar an Glaxo Smith Kline. Doch Schiffer produziert die Dr.-Best-Zahnbürsten für den britischen Konzern.
Schiffer ist nach eigenen Angaben der größte konzernunabhängige Hersteller von manuellen Zahnbürsten in Europa. In Deutschland ist die Marke Dr. Best die am meisten verkaufte. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 1000 Mitarbeiter und liefert seine Produkte in rund 110 Länder, die Exportquote beträgt zwei Drittel. Jährlich werden 365 Millionen Zahnbürsten hergestellt. „Wir erzielen einen Umsatz im hohen zweistelligen Millionenbereich“, berichtet der kaufmännische Geschäftsführer Dirk Danne. In den vergangenen Jahren habe die jährliche Wachstumsrate im einstelligen Prozentbereich gelegen.
Schiffer hat keine eigene Marke, es produziert für die Marken anderer Unternehmen, zum Beispiel für Dr. Best/Sensodyne (Glaxo Smith Kline), Signal (Unilever), Friscodent (Aldi), Perlodent (Rossmann), Today Dent (Rewe) und Dontodent (DM). Mit einer eigenen Marke habe man gegen die multinationalen Großkonzerne keine Chance. Ohnehin sei es schwierig, eine neue Marke auf den Markt zu bringen. „Auf den Markt mit einer eigenen Marke zu gehen würde hier in Deutschland nur über den Vertriebskanal laufen, den wir jetzt auch für unsere Kunden nutzen. Das würde zu einer Verdrängung führen“, erklärt Danne.
Die Zahnbürsten werden in einem „Non-human touch“-Verfahren produziert, um hohe hygienische Standards zu erfüllen. Die erste Maschine spritzt den Griff beziehungsweise den Grundkörper, der aus Kunststoff besteht. Als Nächstes verankert die Beborstungsmaschine die Borsten aus Kunststoff am Kopf der Zahnbürste. In derselben Maschine werden die Borsten abgerundet. „Das ist das Wichtigste für die Qualität der Zahnbürste, damit das Zahnfleisch nicht verletzt wird“, sagt Danne. Zuletzt verpackt die Verpackungsmaschine die Zahnbürste. Vom ersten bis zum letzten Schritt vergehen 15 Minuten.
Das Unternehmen produziert manuelle Handzahnbürsten, Aufsteckköpfchen für Elektrozahnbürsten, Interdental-Sticks und Zahnseide. Den höchsten Umsatz erwirtschaftet es mit der Handzahnbürste. In den vergangenen Jahren hätten sich auch die Aufsteckköpfchen für die elektrische Zahnbürste gut entwickelt, genauso wie die Interdental-Sticks und die Zahnseide. Die Pflege des Zahnzwischenraums werde immer wichtiger. Die günstigsten Zahnbürsten kosten den Endkunden im Doppelpack 59 Cent, eine Premium-Handzahnbürste kostet 2,99 bis 3,49 Euro.
Schiffer arbeitet stetig an neuen Produktideen und Fertigungstechniken. Dabei kooperiert man mit dem Ormed-Institut der Universität Witten-Herdecke. Mit einem Putzroboter werden die Putzeigenschaften der neu entwickelten Produkte getestet. So hat man zum Beispiel einen Zungenreiniger auf dem Zahnbürstenkopf entwickelt oder hohe Filamente angebracht, um die Zahnzwischenreinigung zu verbessern. Außerdem wurden extrafeine Borsten für die Zahnzwischenräume entwickelt.
Auch äußerlich ist die Zahnbürste Trends unterworfen. So hatte sie eine Zeitlang einen dickeren Griff. Heute schaut der Kunde eher darauf, dass sie gut putzt. Es gibt auch landesspezifische Unterschiede. „Der japanische oder asiatische Kunde legt viel Wert auf kleinere Bürstenköpfe, während der amerikanische große Bürstenköpfe bevorzugt“, berichtet Danne.