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Nah am Wasser gebaut

Trend zu fensterlosen Kabinen mit Live-Übertragungen

F.A.Z.

7.07.2016

Moritz Holtmeyer

Gymnasium Bad Iburg, Bad Iburg

Ein Unternehmen aus Papenburg sorgt dafür, dass sich Urlauber auf Kreuzfahrtschiffen zurückziehen und bei nächtlichem Wellengang den erholsamen Schlaf finden können. Die EMS Precab GmbH produziert Fertigkabinen und Nasszellen für den modularen Einbau auf Schiffen, die auf den Werften der Meyer Neptun GmbH gebaut werden. 2007 entschied die Meyer Werft, die Kabinenproduktion in der Nähe der Werft anzusiedeln, übernahm die G+H Precab GmbH und firmierte sie um. Nach Angaben des Unternehmens verlassen jährlich rund 5500 Kabinen und 6000 Nasszellen die Werkshallen. EMS Precab sei „einer der größten Hersteller von Fertigkabinen und Nasszellen für die maritime Industrie“, sagt Geschäftsführer Arndt Verhoeks.

Was die Materialien und die Einrichtungswünsche angeht, beobachtet Verhoeks eine starke Individualität der einzelnen Reedereien. In den vergangenen Jahren gebe es einen Trend hin zu fensterlosen Kabinen. Reeder lassen dann in die Innenkabinen virtuelle Fenster einbauen, die den Eindruck vermitteln sollen, man befinde sich in einer Außenkabine mit Meerblick. Dabei wird ein Flachbildschirm hinter dem künstlichen Fenster verbaut, der ein Live-Bild von außen überträgt. Trendsetter dafür war die amerikanische Reederei Disney Cruise Line.

EMS Precab produziert auf zwei Fließbändern. Auf dem ersten wird die Nasszelle montiert, auf dem zweiten wird um diese herum die vollständige Kabine gebaut. Die fertige Kabine ist mit Wasser- und Stromanschlüssen, Möbelstücken, Fernseher und Telefon ausgestattet. Möbelstücke, die auf einen Boden angewiesen sind, werden mitgeliefert. Nach Verhoeks bewegen sich die Kosten einer Passagierkabine zwischen 12000 und 25000 Euro. Materialien und Möbel werden zu 80 Prozent von Zulieferern aus Deutschland und zu 20 Prozent von Unternehmen aus anderen Ländern bezogen.

Eine Konkurrenzsituation besteht unter den Herstellern von Schiffskabinen nicht, weil Werften, insbesondere die drei größten Werften, in der Regel eigene Kabinenbaubetriebe besitzen. Zu den drei großen Werften gehören neben Meyer Neptun STX France in Frankreich und Fincantieri in Italien. Die Meyer-Neptun-Gruppe hat auch Standorte in Warnemünde und neuerdings im finnischen Turku. Die im April 2015 von der Meyer Neptun GmbH ganz übernommene STX Finland besitzt eine eigene Kabinenfabrik, die Piikkiö Works Oy, mit der EMS Precab eine engere Zusammenarbeit plant.

EMS Precab beschäftigt 160 Mitarbeiter und je nach Auslastung Leiharbeiter. Der von der Auftragslage der Meyer Werft abhängige Jahresumsatz beläuft sich nach Verhoeks auf deutlich über 50 Millionen Euro. Derzeit sei die Auslastung „relativ stabil“. Kürzlich erhielt die Meyer Werft einen Großauftrag von der britisch-amerikanischen Carnival Corporation, der größten Kreuzfahrtreederei der Welt, über vier Schiffe, die zwischen 700 und 750 Millionen Euro kosten sollen.

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