Vor 135 Jahren waren Schulmöbel wesentlich schlichter als heute. Damals begann die Hohenloher Spezialmöbelwerk Schaffitzel GmbH + Co. KG aus Öhringen bei Heilbronn Schulmöbel für den regionalen Markt zu fertigen; heute ist das Unternehmen nach eigenen Angaben der größte Kompletteinrichter für Schulen in Europa. „Man bekommt bei uns alles aus einer Hand“, sagt Alexander Notheis, Leiter des Marketings und Produktmanagements. Die Produktpalette erstreckt sich von herkömmlichen Einrichtungsgegenständen wie Stühlen, Tischen und Schränken über Tafelanlagen und Medienmöbel bis hin zu den multifunktionalen Räumen der Naturwissenschaften, Nawis genannt. Außerdem fertigt Hohenloher Laboreinrichtungen, vor allem für die Lebensmittelindustrie.
Bei den konventionellen Schulmöbeln soll durch spezielle Raumkonzepte ein besseres Lernen erreicht werden. „Wir haben Möbelprogramme, die sehr flexibel sind, also Stühle und Tische, die Rollen haben, so dass man sie durch leichtes Anheben verschieben kann“, erklärt Notheis. Man könne die Tische, je nach Lernszenarium, an die Wand stellen oder frei im Raum platzieren. Die Haupteinnahmequelle Hohenlohers ist jedoch die Einrichtung der Räume für die MINT-Fächer, Nawis macht rund drei Viertel des Umsatzes von etwa 50 Millionen Euro im Jahr aus. Auf dem deutschen Markt für naturwissenschaftliche Fachräume schätzt Hohenloher seinen Anteil auf 50 Prozent, bei den Lern- und Labormöbeln sind es nur knapp 3 Prozent. Die besondere Herausforderung bestehe darin, ein breites Spektrum für Experimente bereitzustellen und gleichzeitig die Laboreinrichtungen so zu gestalten, dass in naturwissenschaftlichem Arbeiten ungeübte Schüler nicht gefährdet werden.
Das soll durch Experimentiertische, Abzüge und Sicherheitsschränke gewährleistet werden. „Ein weiteres Produkt sind die Tafelanlagen, dazu gehören E-Boards und auch Stellwände, und dann unter der Hauptüberschrift Medienmöbel Decken-, Wand- und Bodensysteme mit Medienversorgung“, erklärt Notheis. Das Deckensystem sei zusammen mit dem schwenkbaren Medienlift das eigentliche Hauptgeschäft. Der Medienlift ist der Grundbaustein der Nawis. Dort sind sowohl die Steckdosen als auch die Anschlüsse für Daten sowie Gas und Druckluft angebracht. Jeder Experimentierplatz kann mit einem solchen Medienlift ausgestattet werden. Der Kerngedanke bei der Entwicklung von Nawis war eine große Flexibilität, damit die Räume an verschiedene Unterrichtseinheiten angepasst werden können. Es soll ein praxisorientierter Unterricht ermöglicht werden; die Schüler sehen nicht wie früher bei den Experimenten nur zu, sondern können sie auch selbst durchführen.
„Im Jahr statten wir 300 bis 400 Räume mit dem Konzept der Nawis aus. Ein voll ausgestatteter Raum kann ungefähr 50000 Euro kosten“, berichtet Notheis. Von den traditionellen Schulmöbeln werden etwa 25000 Tische und rund 60000 Stühle verkauft. Nach Notheis’ Angaben stehen 15000 Schulen in der Kundenkartei. Das Unternehmen beschäftigt rund 300 Mitarbeiter.
Den Einrichter wählen Schule und Schulträger aus. Sie unterliegen dabei den Vergabevorschriften. „Wir brauchen drei Angebote, und diese drei Angebote holt entweder der Kreis ein oder, wenn wir dem Kreis zuarbeiten wollen, auch die Schule. Der Kreis wählt dann das preiswerteste Angebot“, erklärt Gudrun Neumann-Kirschstein, Schulleiterin des Gymnasiums in Maxdorf.
„Es gibt kaum weiße Flecken außer Amerika“, sagt Alexander Notheis zum Auslandsgeschäft des Unternehmens. Doch 90 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet Hohenloher in Deutschland. Nun will man weiter ins Ausland expandieren und hat eine strategische Allianz mit der wesentlich größeren Waldner-Gruppe aus Wangen im Allgäu geschlossen, deren Schwerpunkt auf Laboreinrichtungen liegt.