Engin Girgin, Mitarbeiter der Firma Yücesan A.. aus Arifiye in der türkischen Provinz Sakarya, die eigentlich Hochdruck-Dampfkessel und Tanks herstellt, hatte die Idee für einen Automaten, wie es ihn noch nicht gab. In ihn wirft man wiederverwertbare Flaschen und Dosen. Doch anders als bei einem gewöhnlichen Pfandflaschenautomaten erhält man im Gegenzug kein Kleingeld, sondern Hundefutter, das unten aus einer Öffnung in einen Napf fällt. Die Automaten geben auch Wasser an die Tiere ab. Sie sollen vor allem herumstreunenden Tieren helfen und die Umwelt entlasten.
Das Projekt nennt sich Pugedon; nach Angaben von Yücesan ist man das einzige Unternehmen, das mit einem solchen Konzept arbeitet. „Pugedon ist ein Projekt, um öffentliche Aufmerksamkeit für streunende Tiere und die Tierwelt generell zu gewinnen“, sagt Kamil Arikut, der für die Auslandsgeschäfte Pugedons zuständig ist. Das Futter ist aber nicht nur für streunende Tiere gedacht, sondern kann auch von Haustieren gefressen werden. „Statt Leckerlis muss das Herrchen oder Frauchen einfach eine Flasche mitnehmen. Dann ermöglicht der Pugedon-Automat dem Vierbeiner den kleinen Snack oder die Belohnung zwischendurch“, erklärt Erfinder Girgin. „Um Katzen und Hunde mit dem gleichen Futter versorgen zu können, bevorzugen wir Hundefutter, das auch von Katzen gefressen wird“, erzählt Arikut. Einwerfen könne man Dosen, Blechbüchsen sowie PET- und Plastikflaschen. „Wir nutzen Sensoren, die die Flaschen zählen und Alarm schlagen, wenn die Kapazität ausgenutzt, der Futtertank von 10 Kilogramm leer oder der Akku aufgebraucht ist“, erklärt Arikut. Das Futter müsse nach ungefähr 800 eingeworfenen Gegenständen aufgefüllt werden. Auf belebten Plätzen in Istanbul gebe es Automaten, die bis zu dreimal am Tag entleert werden müssten.
In der Türkei nutzten schon viele Menschen die Automaten. Doch auch international erregen sie inzwischen Aufmerksamkeit. „Wir bekommen wöchentlich Hunderte von ermutigenden Nachrichten von Leuten aus aller Welt, von Menschen, die sparen, um einen Automaten zu kaufen, oder von Unternehmen, die uns repräsentieren wollen“, sagt Arikut.
Nach seinen Angaben begann der Verkauf im April 2014, bis November habe man rund 150 Automaten verkauft. Ein Automat koste, abhängig von seiner Ausstattung, entweder 4500 oder 4800 Dollar. Letzterer habe eine Nachtbeleuchtung und sei mit Sensoren ausgestattet, die anzeigten, wann der Futtertank leer und der Auffangbehälter voll sei. „Alle Automaten bestehen aus Metall, haben Maße von 100 mal 100 mal 200 Zentimetern und wiegen 105 Kilogramm“, berichtet Arikut weiter. Es sei zudem eine Reinigungsbürste installiert, die die Näpfe regelmäßig säubere.
Pugedon hat schon Anfragen aus mehr als sechzig Ländern bekommen, zum Beispiel aus den Vereinigten Staaten, Australien, Russland, Südamerika und der EU. In einige ausländische Städte ist schon geliefert worden, beispielsweise nach Paris. Aus Deutschland gab es noch keine Anfragen. „Die Situation in deutschen Großstädten wie Frankfurt am Main unterscheidet sich einfach zu deutlich von Städten wie Istanbul. Hier gibt es einerseits kein Problem mit streunenden Hunden und andererseits gut eingeführte Rücknahmesysteme für Pfandflaschen“, erklärt Bernhard Traulich vom Frankfurter Umweltamt. „Ich glaube, dass die Automaten sinnvoll für Tierheime oder Obdachlose sein könnten, denen ihre Hunde für gewöhnlich sehr am Herzen liegen, denen aber oft die finanziellen Mittel zur Ernährung der Hunde fehlen“, gibt Thomas Reinhard, Leiter der Hundeschule Tava in Feilbingert bei Bad Kreuznach, zu bedenken.
In der Türkei seien mehr als siebzig Stadtverwaltungen daran interessiert, die Futterboxen aufzustellen, sagt Arikut. In einigen Städten würden sie schon genutzt, besonders in Großstädten wie Istanbul, Izmir oder Eskiehir. Schätzungen zufolge gibt es allein in Istanbul mehr als 150000 herrenlose Hunde.
Überwiegend arbeitet Pugedon mit den Stadt- und Gemeindeverwaltungen sowie den Lokalregierungen zusammen. Diese finanzieren den Kauf durch Sponsoren wie Tierschutzvereine oder Hersteller von Tierfutter. „Außerdem befinden sich einige dieser Kunden natürlich in Positionen, in die sie gewählt werden müssen. Da soziale Projekte bei der Wählerschaft einen guten Eindruck machen, zahlen viele Mitglieder der Regierungen den Preis für eine Box selbst“, erklärt Arikut. Zudem könnten die Boxen mit Werbung versehen werden.
Das Tierfutter werde von Sponsoren zur Verfügung gestellt oder von Unternehmen, die die Flaschen oder Dosen, die in eine Box geworfen werden, annehmen. Damit würden die Unternehmen sogar Gewinn machen, weil die Einnahmen durch das recycelbare Material höher seien als die Ausgaben, die sie durch das Bereitstellen des Futters hätten, sagt Arikut.