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Kein Gestank ist unfassbar

Hightech für das Ausbringen von Gülle

F.A.Z.

3.12.2015

Henrik Brinkmann

Gymnasium Bad Iburg, Bad Iburg

Geld stinkt nicht – dies gilt in besonderer Weise für die Güllebranche. Sie ist wegen der vielen neu gebauten Biogasanlagen und Viehställe stark gewachsen. Lastwagen fahren oft Hunderte Kilometer durch Deutschland, um die Gülle in Gebiete mit wenig Viehhaltung zu bringen. Mit immer mehr technischem Know-how wird dieser biologische Dünger effektiv genutzt. Das Familienunternehmen in der vierten Generation Kotte Landtechnik GmbH und Co. KG aus Rieste in Niedersachsen stellt Geräte und Maschinen rund um Gülle her, zum Beispiel Güllewagen, mobile Güllecontainer, Gülletransportfässer, verschiedene Anbaugeräte für Güllefässer und die „Agrarlogistic App“. Es ist auf diesem wachsenden Markt nach eigenen Angaben das führende Unternehmen in Deutschland.

„Jeder Güllewagen wird nach Kundenwunsch hergestellt und ist somit ein Einzelstück“, heißt es aus der Marketingabteilung von Kotte. Für die kleinstrukturierten Berge der Alpen benötigt man eine andere Ausbringtechnik als für die großen und meist flachen Flächen in Ostdeutschland. Die Zahl der produzierten Güllewagen beläuft sich nach Unternehmensangaben auf rund 670 im Jahr, Tendenz steigend. 2013 erwirtschaftete das Unternehmen, das 110 Mitarbeiter beschäftigt, einen Umsatz von rund 43 Millionen Euro, 2014 lag er bei etwa 45 Millionen Euro. Dabei betrug der Exportanteil ungefähr 14 Prozent.

Das Unternehmen sieht große Chancen für die Gülle, sowohl in Deutschland als auch auf der Welt. Das Bewusstsein und die Wertschätzung für den Dungstoff seien gewachsen. Vor Jahren sei vor allem in östlichen Ländern die Gülle einfach auf das Feld gefahren und als Abfallprodukt ausgeschüttet worden. Dem stehen nun neue Techniken entgegen wie GPS, also Satellitensteuerung, Achslenksysteme und Anbaugeräte.

Die Technik hat ihren Preis. Die einfachsten Güllewagen kosten 20000 Euro. Der Preis für das Spitzenmodell, ein selbstfahrender Gülleausbringer, beträgt rund 700000 Euro. Neue Technik ermöglicht es, die Gülle in einem Arbeitsgang auf dem Feld auszubringen und in den Boden einzuarbeiten. Dabei befindet sich im Heck des Güllefasses eine spezielle Gerätschaft, zum Beispiel eine Schlitzkonstruktion, die die Gülle in einen selbsterzeugten Schlitz ablegt. Das verringert den Stickstoffverlust, für die Pflanze steht mehr Nährstoff zur Verfügung. Durch die direkte Einarbeitung der Gülle in den Boden wird außerdem die Geruchsentwicklung minimiert.

Eine Alternative zu den Güllewagen ist die Gülleverschlauchung, die beispielsweise das niederländische Unternehmen Schouten Machines herstellt. Ein Güllebehälter oder ein Gülletransportfass wird am Feldrand abgestellt und ist durch einen mehrere 100 Meter langen Schlauch mit dem Ausbringfahrzeug verbunden, das ständig mit Jauche versorgt wird. Die noch wenig verbreitete Methode hat den Vorteil, dass der Boden geschont wird und man auch auf nassen Böden arbeiten kann, ohne zu versacken. Ein Nachteil ist der hohe logistische Aufwand.

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