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James Bond ist museumsreif

Das private Spionagemuseum in Berlin ist gehört zu den erfolgreichsten der Stadt.

F.A.Z.

4.01.2018

Benedikt Bettin

Schadow-Gymnasium, Berlin

Im Geheimdienstjargon ist der „Fuchs“ die Zielperson. Dies und vieles mehr erfährt man im Deutschen Spionagemuseum Berlin. Und es geht nicht nur um James Bond, Ethan Hunt und Co.; vielmehr erlebt der Besucher eine regelrechte Zeitreise von den Anfängen der Spionage in der Antike über die Spionage während der beiden Weltkriege und des Kalten Krieges bis hin zu aktuellen Fällen. Der Direktor und Geschäftsführer des Museums, Robert Rückel, war von 2005 bis 2016 Direktor des DDR Museums und kennt sich daher auch mit der jüngeren deutschen Geschichte bestens aus. Aktuelle politische Ereignisse wie die Geschichte des Whistleblowers Edward Snowden werden ebenfalls dargestellt. Und zwischendrin kann der Besucher ganz nebenbei in einem Laserparcours eine tickende Atombombe entschärfen.

Das Museum ist nach Angaben des Kurators Franz-Michael Günther das erste und einzige Museum in Deutschland, das so viele Themenbereiche der Spionage behandelt. Im September 2015 wurde es zunächst von Günther als Spy Museum Berlin eröffnet, musste dann jedoch wegen eines finanziellen Engpasses im Juni 2016 den Betreiber wechseln. Daraufhin wurde der Außenauftritt überarbeitet, das Konzept verfeinert und die Eintrittspreise auf 12 Euro für Erwachsene und 8Euro für Schüler gesenkt. Diese Maßnahmen wirkten. Mittlerweile hat das Museum nach Angaben von Direktor Rückel 250 000 Besucher im Jahr. Das waren doppelt so viele wie im Vorjahr, und es konnte die Kostendeckung erreicht werden. In der in Berlin beliebten Langen Nacht der Museen wurde das Deutsche Spionagemuseum im Jahr 2017 von allen Museen der Hauptstadt am häufigsten besucht. Unter den privaten Museen in Berlin, die sich gegen die vielen öffentlichen Museen behaupten müssen, hat sich das Spionagemuseum nach zwei Jahren auf den dritten Platz vorgearbeitet, nach dem Mauermuseum am Checkpoint Charlie (rund 850 000 Besucher) und dem DDR Museum (rund 535 000 Besucher).

Die Besucher des Museums sind überwiegend Touristen und Schulklassen aus Deutschland. Eine Besucheranalyse hat nach Rückels Angaben ergeben, dass 23 Prozent aus Berlin und Brandenburg stammen, 40 Prozent aus dem übrigen Deutschland, 26 Prozent aus Europa und 11 Prozent aus dem Rest der Welt.

Das Museum wird auch gerne für Seminare, Konferenzen und Empfänge gebucht und kann Gruppen von bis zu 1000 Personen willkommen heißen. Die Einnahmen setzen sich zu 80 Prozent aus Ticketverkäufen, zu 10 Prozent aus dem Museumsshop, zu jeweils 5 Prozent aus dem zum Museum gehörenden Café und den Erträgen aus Veranstaltungen zusammen. Die wesentlichen Ausgaben sind mit 30 Prozent Miete und die sonstigen Gebäudekosten und mit 25 Prozent die Personalkosten. Zu den übrigen Kosten zählen die Kosten für Anschaffung und Ausleihe von Exponaten. Der Erwerb der deutschen Enigma-Chiffriermaschine aus dem „Dritten Reich“ kostete rund 50000 Euro; eine Abhöranlage aus dem Ersten Weltkrieg wurde laut Rückel für 5000 Euro erworben. Die Ausstellungsstücke kommen aus privaten Sammlungen, zum Beispiel die vielen James-Bond-Requisiten, aber auch vom Bundesnachrichtendienst und von dem Bundesamt für Verfassungsschutz. Diese achten selbstverständlich genau darauf, was sie abgeben. Das langfristige Ziel ist die stetige Erhöhung der Besucherzahlen. Als junges Museum habe man immer noch Luft nach oben, sagt Rückel. Um ein spannendes Angebot kümmern sich dreißig Mitarbeiter, darunter viele Studenten. So überarbeitet das Museum laufend seine Dauerausstellung und bietet immer wieder Veranstaltungsreihen zu Sonderthemen an.

Während der Zeitreise, die auf 3000 Quadratmetern stattfindet, kann man vieles selbst ausprobieren. Zum Beispiel gibt es einen Computer, der ein vom Besucher eingegebenes beliebiges Passwort in kurzer Zeit entschlüsseln kann. Insgesamt kann man Hunderte seltene Objekte, darunter versteckte Kameras und Wanzen, betrachten. Im Bereich des Museums zur Neuzeit dreht es sich vor allem um Datenschutz und Internet. Dort kann der Besucher Internetseiten hacken.

Zur Veröffentlichung in der F.A.Z.

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