Mitten in Deutschland kommen Sporttaucher auf ihre Kosten: Zwischen dem Teutoburger Wald und dem Dortmund-Ems-Kanal in Ibbenbüren bei Osnabrück liegt der größte künstlich auf einer Foliendichtung angelegte Unterwasserpark der Welt. Dort kann man in fünf Metern Tiefe riffähnliche Steilwände, Schluchten und Höhlen und sogar eine Tempelszenerie mit Statuen entdecken. Damit der Wunsch vieler Taucher in Erfüllung gehen kann, einmal auf ein versunkenes Wrack zu stoßen, wurde ein alter Neun-Tonnen-Kahn in den Tiefen versenkt. Auch Tauchkurse können belegt werden, in denen man für schwierigere Gewässer ausgebildet werden kann.
Der Unterwasserpark ist das spektakulärste Projekt der Naturagart Deutschland GmbH & Co. KG; er ist Teil der „Seenlandschaft“ der Naturagart-Parkanlage, einem Ausstellungsraum für Gartenteiche. Dort kann man von kleinen Fischteichen über Moorteiche bis hin zu großen Schwimmteichen vieles finden. Die Seenlandschaft ist der Kern des Unternehmenskonzeptes von Norbert Jorek. Der Biologe und Verfasser von Büchern über Natur- und Gartenthemen entwickelte 1979 ein neuartiges Unternehmen. Er hatte die Idee, nicht nur Gartentipps zu geben, sondern auch eigene Produkte auf der Grundlage seiner Kenntnisse über Gärten und Gartenanlagen herzustellen und diese in einem außergewöhnlich gestalteten Naturpark zu präsentieren. „Es sollte ein weltweit einzigartiger Park entstehen“, erzählt Jorek. 1990 erwarb er das 145000 Quadratmeter große Grundstück für sein Großprojekt.
Naturagart ist nach eigenen Angaben europäischer Marktführer für große Selbstbauteiche. Für einen Mini-Schwimmteich betragen die Materialkosten je nach Basisausstattung zwischen 2600 und 7000 Euro. Ein vom Unternehmen installierter großer Schwimmteich kostet rund 50000 Euro; doch der Kunde kann durch eigene Leistungen seine Ausgaben um 70 bis 90 Prozent senken. Für den 400 Quadratmeter großen Schwimmteich kann er die 22 Meter lange Schwimmbahn mit einem geliehenen Bagger selbst ausheben. Die große Teichfolie kann er mit Freunden selbst verlegen und auch den Rest selbst bauen.
Das Wasser in den Schwimmteichen wird biologisch, hauptsächlich durch Unterwasserpflanzen, gereinigt. Außerdem hat das Unternehmen die Ziel-Saug-Technik entwickelt, mit der das Sediment abgesaugt wird. Sediment ist der natürliche Feind von klarem Wasser, da aus Sediment Schlamm im Teich wird. Fische oder Badegäste wirbeln es auf, und das Wasser wird eingetrübt.
Die Schwimmteiche machen 60 bis 80 Prozent aller von Naturagart verkauften Teichanlagen aus, der Rest verteilt sich auf Fisch- und Naturteiche. „Wir legen großen Wert auf die perfekte Anleitung für unsere Kunden“, sagt Jorek. Seit Unternehmensgründung wurden mehr als 60000 Teiche mit Hilfe von Naturagart gebaut, jährlich kommen 1500 Teichanlagen hinzu.
Die große Parkanlage dient als Freilandlabor für neue Techniken. Dort kann Naturagart Filter oder Folien „im eigenen Garten“ testen. Gleichzeitig dient der Park als Werbefläche und bietet den Kunden, die zu 90 Prozent aus Deutschland und vereinzelt aus den südlichen Nachbarländern kommen, eine große Vielfalt an Anschauungsmaterial. Der typische Kunde ist zwischen 40 und 60 Jahren alt und möchte sich vielleicht nach zwanzig Jahren im eigenen Haus etwas Wellness gönnen. Mehr als 100000 Gäste kommen jährlich auf das Naturagart-Gelände in Ibbenbüren. Anschließend kann man in der Gärtnerei einkaufen oder zu Hause im Internet.
Das Unternehmen beschäftigt fünfzig Mitarbeiter und fünfzig Saisonkräfte. Ihre Aufgabe besteht auch darin, Ratschläge zu geben, in Büchern und Katalogen, auf den Internetseiten und im Naturagart-TV. Jährlich werden etwa 170000 Kataloge gedruckt und zwei Hausmessen veranstaltet. „Uns ist der direkte Kontakt zu unseren Kunden sehr wichtig“, sagt Jorek. Tipps und Informationen bekommt man auch auf den Teichbauseminaren, die meistens ausgebucht sind.
Witterungsbedingt habe man im vergangen Jahr ein Umsatzminus von 6 Prozent hinnehmen müssen. „Dann sind unsere Pavillons und Wintergärten eher gefragt“, erläutert Jorek. In diesem Jahr seien die Umsätze bisher zufriedenstellend, das Unternehmen rechnet mit rund 10 Millionen Euro. Seinen Anteil auf dem Markt für Schwimmteiche schätzt es auf 50 Prozent. Andere Gartenbaubetriebe seien meist nur Händler und stellten ihre Produkte nicht selbst her. Derzeit nehme die Zahl der Teichneubauten eher ab, dafür würden immer mehr Sanierungsprojekte durchgeführt. Der Gründer blickt optimistisch in die Zukunft. Beim Absenken des Schiffes für die Unterwasserwelt blieb er als Kapitän freilich an Bord und ging mit dem Kahn unter.