Trachten aus Rumänien, Laos und Kambodscha verkauft Katharina Koppenwallner seit 2012 in ihrem Geschäft International Wardrobe in Berlin-Mitte. „Ich habe mal eine rumänische Bluse gesucht, aber keine nachgemachte, sondern ein Original“, erzählt sie, „und dann stellte ich fest, dass es keinen Laden in Deutschland gibt, der ethnische Textilien im modernen Zusammenhang anbietet.“ Die ersten Teile, die sie verkaufte, stammten aus Rumänien. Auch weil die Ware von dort günstig sei, sagt sie. „Es ist immer wichtig, dass es kein Land ist, in dem die Sachen zu historisch sind.“ Dann seien die Einkaufspreise zu hoch.
Mittlerweile kauft Koppenwallner in zwölf Ländern. Nach Rumänien kam die Ukraine dazu. Es folgte Südostasien mit Vietnam, Kambodscha, Laos und China, und seit vergangenem Jahr bezieht sie Ware aus Südamerika. „Ich fahre in Regionen, in denen Tracht noch gelebt wird, Tracht ist Identität“, erklärt die Geschäftsinhaberin. Sie reise oft in Bergregionen, weil dort die meisten Minderheiten wohnten, die sich auch über ihre Kleidung definierten. Sie stellten die Trachten selbst her und bestickten sie.
„Wenn ich in China auf einem Markt stehe und so eine Jacke anziehe, dann wird ganz viel diskutiert und der Daumen hochgehoben“, erzählt sie, „die Menschen dort sind stolz, dass ich ihre Sachen gut finde.“ Was sie verkaufe, sei „so zwischen Müllkippe und Museum“. Zum Teil sind die Sachen dreißig bis vierzig Jahre alt. „Deswegen habe ich keine Eile, die Waren zu verkaufen. Sie verlieren nicht ihren Wert.“ Zu jedem Stück schreibt Koppenwallner einen Text, um seine Geschichte weiterzugeben.
Ihre Kunden kommen aus allen Altersgruppen. Viele kaufen auch nur etwas Kleines wie eine Schüssel oder ein Tuch. Die Preise beginnen bei 20 Euro, eine Bluse aus Rumänien kostet im Schnitt 160 Euro. Für eine Bluse mit Perlenstickerei liegt der Preis bei 300 Euro, der einer Alpakadecke aus Bolivien bei 240 Euro. Eine Tunika aus Südchina ist für 95 Euro zu haben, ein Blumenkleid aus Usbekistan kostet 280 Euro.
Männerkleidung verkauft Koppenwallner nur wenig, was einige Gründe habe: „Männer legen ihre Trachten in der Regel schneller ab als Frauen.“ Außerdem seien europäische Männer um einiges größer als asiatische, somit seien kaum passende Größen zu finden. „Noch ein Grund ist, dass Männer in meinen Augen in bunten Folklorehemden blöd aussehen.“
Zu Weihnachten verkaufe sie mehr und auch zur Fashion Week und zur Kunstmesse, „denn Leute, die Kunst sammeln, haben einen Sinn für handgemachte Textilien“. Eine sichere Bank seien Heimtextilien: Kissen, Teppiche, Gegenstände für die Wohnung. Einmal ist eine Ungarin in ihren Laden gekommen, die ungarische Röcke gekauft habe, weil sie die Trachten hier noch finden konnte und nicht mehr in Ungarn. Diese Röcke hatte Koppenwallner in Rumänien bei einer ungarischen Minderheit gekauft.
Beim Einkaufen im Ausland kommt sie normalerweise ohne Übersetzer aus. „Die Sprache des Geldes ist universell.“ Die Zahlen schreibe sie auf einen Zettel oder einfach mit dem Finger auf die Handinnenfläche. Das Geld komme direkt bei den Herstellern an, sie bezahle die Verkäufer gut. Und sie erfahre viel über ihr Leben, wenn sie zum Beispiel in die Küche eingeladen werde.
Koppenwallner hat Kunstgeschichte studiert und Ethnologie im Nebenfach; sie hat für Medien und freiberuflich als Stylistin gearbeitet. Das machte sie heute noch, weil sie von dem Laden alleine noch nicht leben kann. Im Durchschnitt erwirtschaftet sie einen Umsatz zwischen 4000 und 5000 Euro im Monat. Im vergangenen Jahr ist der Umsatz um 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen.