Nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace interessieren sich gerade Jugendliche für ökologische Mode. Jedoch kennten sie viele Ökolabels nicht oder glaubten, sie seien zu teuer. Mimi Sewalski, Geschäftsführerin der Avocado Store GmbH aus Hamburg, fügt hinzu: „Die Mehrheit der Bevölkerung würde sicherlich gerne nachhaltige Produkte kaufen, jedoch gibt es einige Hindernisse: der vermutete höhere Preis, die unzureichende Sichtbarkeit, die Komplexität des Themas Nachhaltigkeit und die damit verbundene Unsicherheit sowie die oft fehlende Glaubwürdigkeit von Informationen.“
Avocado Store ist laut Sewalski Pionier und Marktführer im Online-Handel mit ökologischer Mode und Produkten, die man für einen grünen Lebensstil benötigt. Es bietet unbekannten Start-up-Unternehmen eine Internetplattform. „Wir übernehmen für unsere Händler alles rund um den Online-Auftritt, damit sie ihre Produkte optimal präsentieren können“, erklärt Sewalski. Der Vertrieb der Waren laufe jedoch meistens über die Händler selbst ab. Man hat zehn Nachhaltigkeitskriterien aufgestellt, von denen mindestens zwei von den Händlern verpflichtend zu erfüllen sind. Sie reichen von einem fairen Handel über den Bio-Anbau bis zu einer Produktion mit weniger Schadstoffen.
Die Internetseite hat nach eigenen Angaben 300 000 bis 500 000 Besucher im Monat. Angeboten wird alles Mögliche, von Kleidungsstücken über Lebensmittel und Körperpflegeprodukte bis hin zu Möbeln und Elektronikartikeln wie dem Smartphone Fairphone. Bei dessen Produktion herrschen laut Avocado Store faire Arbeitsbedingungen, und es wird ein möglichst großer Teil an recycelten und recycelbaren Bestandteilen genutzt. Angefangen hat man mit Artikeln von fünfzig Marken. Heute bietet man mehr als tausend Marken aus Deutschland und Europa und rund 100000 Artikel an. Das Unternehmen, das zwanzig Mitarbeiter beschäftigt, bezeichnet sich als Vollsortimenter für nachhaltige Produkte. Die meisten Händler kommen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Gegründet wurde Avocado Store 2010. Der Name soll an das Aussehen und Geschmackserlebnis einer Avocado erinnern. Es solle gezeigt werden, dass Öko Spaß machen kann und gleichzeitig alle Produkte einen grünen Kern haben, erklärt Pressesprecherin Nicole Plümer. Die Nachfrage nach umweltfreundlich hergestellten Produkten ist laut Plümer stark gestiegen. „Das Thema Nachhaltigkeit und bewusster Konsum ist aus seiner Nische herausgekommen.“ Durch die Berichte auf dem Weblog von Avocado Store, dem Internettagebuch, und Meldungen in den sozialen Medien werden die Kunden motiviert, sich an Diskussionen über die Bedeutung von Nachhaltigkeit zu beteiligen .
Auch das Label für faire Mode, Armedangels aus Köln, ist auf avocadostore.de vertreten. Man ist von der Zukunftsträchtigkeit des nachhaltigen Modemarkts überzeugt. „Wir wollen aufrütteln, den Massenmarkt attackieren und zeigen, dass Mode auch anders geht“, sagt Pressesprecherin Katia Winter. Modelabels bilden laut Plümer mit rund 60 Prozent des Umsatzes das Herzstück der Plattform. Die verkaufte Jahresstückzahl beläuft sich nach Plümer auf 70 000 bis 90 000 Artikel.
Für das Designermodelabel Lanius macht der Vertrieb über den Avocado Store rund 10 Prozent des Monatsumsatzes des Online-Geschäfts aus. Auch die Internet-Teemanufaktur LieblingsTee.de versucht mit Hilfe des Verkaufs über den Avocado Store, „Bio-Tee zum Lifestyle zu machen“, wie Inhaber Oliver Hausmann sagt. Das Unternehmen legt Wert auf einen großen Anteil an recycelbarem Material bei Verpackung und Versand. Wichtig sind ihm auch Handarbeit und eine hohe Transparenz. Außerdem setzt man sich für Teespenden an die Kölner Tafel und andere lokale Organisationen ein.
Das Hamburger Label Jan’n June ist ebenfalls vertreten. Die beiden Gründerinnen Anna Bronowski und Juliana Holtzheimer legen viel Wert auf eine faire Produktion. Daher fahren sie mindestens zweimal im Jahr zu der kleinen Näherei in Polen, die bisher ihre einzige Produktionsstätte ist. Für den Marktplatz im Avocado Store zahlt das Unternehmen eine monatliche Grundgebühr von 15 Euro plus 19 Prozent Mehrwertsteuer sowie 17 Prozent des Bruttoverkaufspreises ebenso plus Mehrwertsteuer. Holtzheimer findet den Preis fair. Insgesamt habe das junge Unternehmen durch Avocado Store deutlich an Reichweite gewonnen. Gegenüber Konkurrenten zeichne sich Avocado Store durch ein besonders vielfältiges Sortiment aus, sagt Holtzheimer. „Die haben fast alles.“
Der Marktplatz spricht vor allem weibliche, einkommensstarke Kunden an und besonders auch Vegetarier und Veganer. Eine Umfrage des Skopos Instituts für Markt- und Kommunikationsforschung hat ergeben, dass Frauen im Alter von 41 bis fünfzig Jahren eine besonders starke Neigung zu nachhaltigem Konsum haben.
Das Unternehmen unterstützt auch soziale Projekte wie den „Giving Tuesday“. An diesem einen Tag im Jahr werden auf der ganzen Welt Spendenaktionen durchgeführt und soziale Projekte unterstützt. Der Avocado Store vergab Ende 2015 10 Prozent Rabatt auf Warenkörbe, die „Oxfam Unverpackt“-Produkte enthielten, und spendete die dann fehlenden 10 Prozent an die Hilfsorganisation. Die Unverpackt-Produkte sollen die Welt gerechter machen und Armut bekämpfen. Zu ihnen gehören Ziegen und ein monatlicher Wasservorrat, die an Bedürftige verschenkt werden.
Avocado Store wächst stark, im Jahr 2015 nach eigenen Angaben um 80 Prozent. „Wir planen weiterhin ein Wachstum von mindestens 50 Prozent und haben dies auch für das Jahr 2016 erreicht“, heißt es von der Geschäftsführung. Sewalski rechnet für 2016 mit einem Umsatz von etwa 8 Millionen Euro.