Sobald es um spezielle Anforderungen geht, kommen Berufsmusiker an uns nicht vorbei.“ Davon ist Klaus Kolberg, der Geschäftsführer der Kolberg Percussion GmbH, überzeugt. Der Hersteller von Schlaginstrumenten und Orchesterausstattung hat seinen Sitz in Uhingen bei Stuttgart. Basis für neue Entwicklungen ist für Kolberg die enge Kooperation mit Musikern und Komponisten. So haben die Komponisten Iannis Xenakis, Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen zu Lebzeiten mit Kolberg zusammengearbeitet. Heute kann man die „Glissandotrommel 32“, die für Stockhausens Werk „Momente“ entwickelt wurde, immer noch kaufen, für gut 3100 Euro.
Geschäftsführer sind Klaus Kolberg und sein Vater Bernhard Kolberg, der Unternehmensgründer. Die meisten der 26 Beschäftigten sind Hobbymusiker. Instrumentenbauer müssen über ein musikalisches Gehör verfügen. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich Streicher und Bläser besonders gut eignen“, sagt Klaus Kolberg. Das Unternehmen hat seinen Ursprung im Bau von Schlaginstrumenten. „Heute gehören wir zu den weltweit führenden Herstellern von Schlaginstrumenten und Orchesterausstattung im Sinfonieorchesterbereich.“
Kunden von Kolberg sind hauptsächlich die großen deutschen und internationalen Sinfonieorchester und Opernhäuser sowie Musikhochschulen. „Jeder, der ein Schlagzeug studiert, kennt Kolberg“, sagt Klaus Kolberg. Man produziert fast ausschließlich in Deutschland, importiert werden nur traditionelle, zum Beispiel asiatische Schlaginstrumente.
Ein Umsatzrekord von dreieinhalb Millionen Euro wurde 2015 erreicht. Vor zehn Jahren lag der Erlös bei zweieinhalb Millionen Euro. Aus der kleinen Werkstatt von einst ist ein Betrieb mit gut 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche geworden. „20 bis 30 Prozent des Umsatzes werden im Dezember gemacht, da die Orchester oftmals noch Geld aus dem Jahresbudget haben“, sagt Kolberg. Das Geschäft sei kaum von der Konjunktur abhängig, dafür aber von den Kulturbudgets. 65 Prozent des Umsatzes erzielt Kolberg im Ausland.
Eine abstrakte rot-weiße Blechtrommel ist Bestandteil des Firmenlogos. Für den oscarprämierten Film „Die Blechtrommel“ von Volker Schlöndorff nach dem Roman von Günter Grass fertigte Bernhard Kolberg die Blechtrommel an. Zehn von ihnen wurden produziert, von dreien ist der derzeitige Standort bekannt: Sie befinden sich in den Filmmuseen in Frankfurt und Düsseldorf und im Besitz des Regisseurs.
Kunden können die Kolberg-Instrumente am Firmensitz begutachten; darunter sind 35 verschiedene Triangeln und 500 unterschiedliche Gongs, zum Beispiel Tamtams. Kolberg bezieht seine Tamtams aus Wuhan in China. Der Preis variiert je nach Größe und liegt zwischen 100 und 6000 Euro, das größte Tamtam in der Ausstellung hat einen Durchmesser von 1,45 Meter. Mehr als 4000 Artikel findet man im Produktkatalog.
Eine große Trommel von Kolberg kostet 2000 bis 5000 Euro, ein Fünfersatz Konzertpauken 50000 Euro. Man führt ein breites Sortiment an Röhrenglocken. Das teuerste Instrument in den Ausstellungsräumen ist die Celesta. Klanglich habe sie Ähnlichkeiten mit einem Glockenspiel, sie sei aber himmlischer, weicher und dabei trotzdem prägnant, erklärt Kolberg. Musikfreunde kennen das Tasteninstrument aus dem Tanz der Zuckerfee in Tschaikowskys Nussknacker. Ihr Preis liegt bei 27500 Euro.
Instrumentenhüllen werden in der Näherei gefertigt. In der Schreinerei stellen Fachleute für die Klangfarben verschiedener Hölzer Trommeln, Stabspiele und Effektinstrumente her; sie drechseln Trommelstöcke und fertigen Pulte. Das Herz der Pauken und Trommeln, der handgehämmerte Kessel, entsteht in der Kupferschmiede. Ein Großteil der Produkte wird aus Holz aus der Region gefertigt. Aus Südamerika wird Palisanderholz bezogen, aus Kalifornien Plastikfelle.
Der russische Dirigent Kirill Petrenko, der von 2019 an Chefdirigent der Berliner Philharmoniker sein wird, beauftragte eine neuartige Variante eines Dirigentenpultes, bei der die Aufbauhöhe durch LED-Technik deutlich niedriger ausfallen konnte. Kurz nach Auslieferung stand eine Premiere mit einer besonders großen Partitur an, so dass unter Hochdruck eine noch größere Variante hergestellt werden musste. Auch das Bolschoi-Theater in Moskau wurde nach der Renovierung ganz von Kolberg ausgestattet.
In der Familie Kolberg sind alle Musiker. Mutter Adelheid spielte Geige bei den Stuttgarter Philharmonikern. Schwester Jasmin ist eine Marimba- und Percussion-Solokünstlerin. Klaus Kolberg spielt Schlagzeug und Klavier. Bernhard Kolberg studierte an der Musikhochschule Stuttgart Schlagzeug und stellte schon während des Studiums Instrumentenschlägel her. Er war zwölf Jahre Percussionist in Sinfonie- und Opernorchestern.