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Die Liebe geht bis in die Puppen

Der Spielwarenhersteller Käthe Kruse befand sich in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage und sieht nun viel Potential in China.

F.A.Z.

22.12.2017

Hanna Raabe

Landgraf-Ludwigs-Gymnasium, Gießen

Fans von Käthe-Kruse-Puppen findet man im Alter von neun bis mehr als neunzig Jahren. „Inzwischen sind manche Kinder älter geworden, doch in ihrem Herzen immer noch Kinder“, sagt Peter Handstein, Inhaber der Käthe Kruse GmbH in Donauwörth. Das Unternehmen vertreibt außer den bekannten Puppen noch anderes Spielzeug. „Die klassischen Käthe-Kruse-Puppen werden nach wie vor von Hand gefertigt nach dem Motto von Käthe Kruse: ,Die Hand geht dem Herzen nach‘“, sagt Handstein. Sie werden ausschließlich in Donauwörth produziert. Die Babyartikel und die normalen Spielpuppen werden in eigener Produktion in Lettland von Hand gefertigt. Die klassischen Puppen sind mit Reh- und Rentierhaar gestopft, damit sie die Körperwärme eines Kindes annehmen. Wenn man sie fest an sich drückt, erwärmen sie sich. „Käthe Kruse war es wichtig, dass eine Puppe weich und warm ist“, erklärt Handstein.

„Wir sind der einzige Spielzeugwarenhersteller auf der Welt, der vom Bund der Freien Waldorfschulen lizenziert ist, Waldorfpuppen zu fertigen.“ Die Käthe Kruse GmbH beschäftigt nach Angaben von Handstein rund 450 Mitarbeiter, und „der Umsatz liegt im knapp zweistelligen Millionenbereich“. Babyartikel haben einen Anteil von 60 Prozent, Spielpuppen von 30 Prozent und Sammlerpuppen von 10 Prozent, wie Handstein berichtet. Der Schwerpunkt des Verkaufs liegt in Deutschland; die Puppen werden über etwa 300 Einzelhändler verkauft.

Eine Spielpuppe ab null Jahren kostet zwischen 40 und 150 Euro, eine klassische Puppe zwischen 130 und 1400 Euro. Manche klassischen Puppen seien Einzelanfertigungen, sagt Handstein. Von einigen Spielpuppen werden bis zu 2000 Stück hergestellt. „Der Preis klassischer Puppen ist abhängig von der Machart. Teilweise gibt es noch Originalköpfe aus früheren Zeiten. Sie sind sehr limitiert und einzigartig“, berichtet Renate Wildenhain, Sprecherin der Hape Holding AG. Die Käthe Kruse GmbH wurde 1911 von Käthe Kruse in Berlin gegründet und 2013 von der Hape Holding AG übernommen. Käthe Kruse machte vor der Übernahme Verlust; die Hape Holding AG will dies ändern und versucht, die Marke zu stärken.

Handstein, der auch Gründer und Geschäftsführer der Hape Holding ist, schwärmt von der Unternehmensgründerin. „Ich habe die Biographie von Käthe Kruse gelesen und war infiziert. Sie war eine sehr moderne, fortschrittliche Frau. Sie war Schauspielerin, weil sie als Frau unabhängig sein wollte. Sie war weltoffen, innovativ und mutig.“

Handstein orientiert sich nun sehr stark in Richtung China. Die Abschaffung der Ein-Kind-Regel dort, nach der jede Familie nur ein Kind bekommen durfte, biete großes Potential. Die Hape Holding ist nach eigenen Angaben im Bereich Holzspielzeug Weltmarktführer und produziert das Holzspielzeug hauptsächlich in China. Das Schweizer Unternehmen beschäftigt etwa 2000 Mitarbeiter. In den vergangenen Jahren habe man einiges am Konzept von Käthe Kruse verändert. „Wir haben viel an der Produktpalette gearbeitet und auch am Ausbau des internationalen Vertriebs“, erklärt Handstein.

Die erste von der Unternehmensgründerin hergestellte Puppe war eine Kartoffel, über die sie ein Handtuch legte, das sie abband. Daraus entstand das Schmusetuch, die erste Puppe vieler Babys.

Zur Veröffentlichung in der F.A.Z.

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