Alles, was oberhalb der Nase ist, kann man bei uns kaufen“, sagt Hans Theodor Wegener, Inhaber der R&M Wegener GmbH & Co. KG aus dem oberhessischen Lauterbach. Das Unternehmen verkauft Kopfbedeckungen aller Art. Wegener führt die Hutmanufaktur in sechster Generation und beschäftigt fast 50 Mitarbeiter. „Konkurrenz gibt es in Fernost in hohem Maße.“ Außerdem gebe es in Deutschland noch ein oder zwei Unternehmen, die Damenhüte fertigten, und drei Betriebe, die Herrenmützen produzierten. 2015 hat man nach eigenen Angaben 1,5 Millionen Kopfbedeckungen verkauft und einen Umsatz von 10 Millionen Euro erwirtschaftet.
Die seit fast 200 Jahren bestehende Hutfabrik ist in Deutschland der letzte industrielle Hersteller von Zylindern. Der Grund sei, dass keiner nur davon leben könne. Hinzu kommt, dass man ein bestimmtes Fachpersonal braucht. „Dieses ist jedoch nicht in den jüngsten Kreisen zu finden.“ Die meisten Mitarbeiter sind zwischen 55 und 60 Jahre alt. In China gebe es einen neuen Hersteller. Dieser sei aber so schlecht, dass ihn keiner gebrauchen könne, behauptet Wegener.
Wegener verkauft 3000 Zylinder im Jahr. Ungefähr die Hälfte geht nach England. Man sieht sie zum Beispiel beim Pferderennen in Ascot. In Großbritannien gebe es keinen industriellen Zylinderhersteller mehr, erzählt Wegener. Auch die deutsche Sommer-Olympiamannschaft beliefert Wegener seit 1964. Einzigartige historische Maschinen dienen dazu, die Zylinder in Form zu bringen. Sie werden aus Kaninchenhaaren hergestellt. Für einen Hutrohling werden im Schnitt drei Kaninchenfelle benötigt. „Es gibt nur ganz wenig Material, das sich filzt: Kaninchenhaare, Mäusehaare und Biberhaare“, erzählt Wegener. Die Kaninchenhaare sind Abfall. Sie werden nicht dem lebenden Kaninchen entzupft. „Tierquälerei ist nicht mein Ding“, sagt Wegener.
Der Filz des Zylinders wird mit Hilfe von Dampf feucht gemacht. Holzformen, die es seit 40, 50 Jahren gibt, geben dem Zylinder die gewisse Form. „Diese Holzformen sind damals hier gemacht worden“, erklärt Wegener. Wegen der geringen Zahl der Hersteller gibt es keine neuen Maschinen zu kaufen. Ein Zylinder aus Haarfilz kostet im Laden 280 bis 350 Euro. Der Klappzylinder oder Chapeau Claque hat einen Preis von 600 Euro. Der Umsatz der Zylinder macht 5 bis 8 Prozent aus.
Wegener hat vier Lizenzen erworben, um Kopfbedeckungen unter Modemarken wie Bruno Banani, Baldessarini und Bugatti anbieten zu können. Für Lizenzprodukte könne man höhere Preise verlangen. Man verkauft zudem Rangerhüte, Trachtenmützen, Polizeimützen und Hüte für Pfadfinder. Auch der Westernhut von J.R. Ewing aus der Fernsehserie Dallas stammt aus Lauterbach. Massenwaren wie Strohhüte und Wintermützen lässt man im Ausland fertigen, hauptsächlich in China oder Polen. Auch orthodoxe Juden in den Vereinigten Staaten und Israel tragen Hüte aus Lauterbach. Hutkrempe und Huthöhe müssten in einem bestimmten Verhältnis stehen, gemäß der orthodoxen Lehre, erzählt Wegener.