Täglich werden viele Produkte gekauft, deren Verpackungen im Müll landen. Wie und von wem werden diese Produkte überhaupt verpackt? Alles begann 1961 in einer kleinen Garage in der Nähe von Memmingen, wo Sepp Haggenmüller die erste Vakuum-Kammermaschine baute. Inzwischen hat die Multivac Sepp Haggenmüller GmbH & Co. KG aus Wolfertschwenden im Unterallgäu nach eigenen Angaben mehr als 115 000 Verpackungsmaschinen auf der ganzen Welt verkauft, was nach eigenen Angaben einem Anteil von 60 Prozent auf dem Markt der Tiefziehverpackungsmaschinen entspricht. „Durch das dichte Service- und Vertriebsnetz, das Multivac seinen Kunden bietet, können unsere Produkte in mehr als 140 Ländern vertrieben werden“, sagt Tanja Hubmer, Assistentin der Geschäftsführung.
Die Verpackungsindustrie wächst nach Angaben des Branchenreports Verpackungsindustrie aus dem Jahr 2010 seit 2000 um durchschnittlich 4,2 Prozent im Jahr. „Grundsätzlich steigt weltweit die Verpackungsvielfalt, die Forderung nach Umweltverträglichkeit, der Wunsch nach längeren Aufbewahrungsmöglichkeiten, besserer Dosierung sowie Wiederverschließbarkeit und kontrollierter Entnahmemöglichkeit“, heißt es in dem Bericht. Doch kommt immer mehr Konkurrenz aus Asien, wo heute schon rund ein Drittel aller Packmittel hergestellt werden. Um sich von der Konkurrenz abzuheben, legt Multivac großen Wert auf die ganzheitliche Betreuung der Kunden. Umfasste das Angebot zu Beginn der Unternehmensgeschichte nur den bloßen Verkauf der Verpackungsmaschinen, so spielt die Beratung nun eine immer größere Rolle.
Multivac bietet rund 130 Maschinentypen an. 2014 verkaufte man etwa 1400 Verpackungsautomaten. Besonders gefragt sind die Tiefziehverpackungsmaschinen. Diese ermöglichen es, den gesamten Verpackungsprozess eines Produkts mit Hilfe einer einzigen Maschine durchzuführen: Zuerst wird die Verpackung tiefgezogen, das heißt durch Wärmeeinwirkung in eine passende Form gebracht. Danach werden die Produkte eingelegt, und schließlich wird die Verpackung mit einer Oberfolie versiegelt.
Dass die Produkte in einem Vakuum verpackt werden, trägt nicht nur zu ihrer längeren Konservierung bei, sondern minimiert zudem das Verpackungsvolumen und spart Platz- und Materialkosten. Stolz ist man zum Beispiel auf die Dip & Squeeze-Ketchup-Verpackung von Heinz. Solche Produkte sind das Ergebnis von Forschung, die Multivac gemeinsam mit Hochschulen betreibt. Das Unternehmen hält derzeit mehr als 100 aktive Patente.
Der Umsatz lag 2014 bei gut 770 Millionen Euro; das waren 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Preise variieren stark, von rund 1500 Euro für kleine Kammermaschinen bis zu etwa 6 Millionen Euro für komplexe Verpackungslinien. „Zu unseren Kunden zählen sowohl kleinere Unternehmen wie lokale Metzgereien als auch große Konzerne in der Nahrungsmittel- und medizintechnischen Industrie“, sagt Hubmer. Die Mitarbeiterzahl verdoppelte sich in den vergangenen zehn Jahren auf gut 4400. Auf der Welt gibt es 75 Niederlassungen; die Exportquote beträgt 80 Prozent.
Nicht nur Soßen und Lebensmittel werden in Multivac-Maschinen verpackt, sondern sogar Geldscheine. Das luftdichte Verpacken der abgezählten Geldscheine in Beuteln stelle, sagt Hubmer, eine platzsparende Lösung dar. Zudem werde sichergestellt, dass keine Geldscheine verlorengingen oder gestohlen würden. Außerdem könne während des Verpackungsprozesses der Name des Verpackers in die Siegelnaht eingeprägt werden, so dass Fälschungen erschwert würden. In den vergangenen Jahren wurden vor allem an Banken in China und Russland bis zu 2000 solcher Maschinen im Jahr verkauft.