Seinen Geschäftspartner fand Florian Nölling über einen Aushang im Fitnessstudio. Nach einigen Gläsern Bier waren sich die beiden einig, „deutsche Carepakete“ zu verschicken. „Stell dir vor, eine Freundin ist in Neuseeland, und du möchtest ihr zum Geburtstag etwas aus der Region in einer Geschenkbox schicken.“ Diese Idee hatte Nölling, als er mit Benjamin Richter im Januar 2014 die German-Box GmbH in Köln gründete. „Angefangen hat es mit zehn Wackeldackeln“, erzählt der 25-Jährige. Richter ist inzwischen aus dem Unternehmen ausgeschieden.
Die beiden Jungunternehmer fanden zwei Investoren, die ihnen das Anfangskapital zur Verfügung stellten. German-Box beschäftigt inzwischen rund zehn Mitarbeiter. In Zusammenarbeit mit der Behindertenwerkstatt Sozialwerk St. Georg Lenne-Werk in Schmallenberg werden die Geschenkboxen in rustikaler Holzoptik versandfertig gemacht; eingepackt wird alles, was man als typisch deutsch bezeichnen würde. In einem Hochregallager liegen mehr als 600 Artikel in dutzendfacher Ausfertigung. Mit 300 Euro ist der Bollerwagen einer der teuersten.
„In den Geschenkboxen finden sich die verschiedensten Kulturprodukte“, sagt Nölling, „Schwarzbrot in Konserven, der Gartenzwerg, weiße Tennissocken, ein Lebkuchenherz, auch schon mal eine Schwarzwälder Kuckucksuhr und, nicht zu vergessen, der von früher bekannte Toilettenpapierhut, der von zwei Damen aus der Nachbarschaft des Unternehmens gehäkelt wird.“ Es gibt auch Themenboxen, zum Beispiel die Office-Box mit Büroartikeln, die amüsant dargestellt werden wie die Kaffeetasse mit herausnehmbarem Stöpsel, damit sie nur der Besitzer benutzen kann, und eine Butterbrotfolie mit Kunstschimmel. In der Studentenbox findet man die sogenannte Finanzspritze.
Dieses umfassende Angebot an solchen Geschenkboxen ist nach Angaben des Unternehmens einmalig. Ansonsten böten Souvenirläden nur einzelne Produkte an. Die einzige Konkurrenz finde man im Osten. Dort wird das „Ostpaket“ angeboten mit Produkten aus der DDR, die noch hergestellt werden.
Der Kunde legt eine preisliche Mindestgrenze je Box fest, anschließend fahnden die Mitarbeiter nach typischen regionalen Artikeln. „Das ist viel Arbeit, da nichts automatisiert oder vorbereitet ist“, sagt Nölling. Eine besondere Idee hatte die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hochsauerlandkreis: Sie ließ 1300 „Survival Packs“ an die Absolventen von gut zehn Schulen verteilen – als Andenken an die Heimat.
Die Boxen wurden schon in jeden Kontinent geliefert. „Das geht von Japan über die Vereinigten Staaten bis nach Russland. Gerade wurde ein Kinderfahrrad nach Israel verschickt“, berichtet Nölling. Auch haben schon Menschen auf Hawaii Münchener Weißbier genossen. 90 Prozent der Kunden sind Privatkunden. Und der Wackeldackel? „Der ist nach wie vor ein Powerseller-Artikel“, sagt Nölling, „jeden Tag sind zehn bis zwanzig dabei. In eineinhalb Jahren wurden rund 7000 Wackeldackel verschickt.“ 2015 wurden 15000 bis 20000 Artikel verkauft. Der Umsatz betrug rund 400000 Euro, viermal mehr als im Jahr zuvor.