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Das Wursteln muss ein Ende haben

Viele Wursthersteller kaufen Maschinen des Marktführers Poly-Clip. In ihnen werden Wurstenden verschlossen.

F.A.Z.

7.09.2017

Charlotte Wiesner

Landgraf-Ludwigs-Gymnasium, Gießen

Wurstenden werden verschlossen – mit einem Clip, der mit hoher Wahrscheinlichkeit in Hattersheim von der Poly-Clip System GmbH & Co. KG hergestellt wurde. „Poly-Clip ist der weltweit führende Hersteller von Clipverschluss-Lösungen“, sagt Detlef Ebert, Projektleiter und Miterfinder etlicher patentierter Poly-Clip-Systeme. Das Unternehmen beliefert die globale Lebensmittelindustrie mit Clipmaschinen, Verpackungsmaschinen und Verbrauchsmaterialien wie Clips und Schlaufen, die hauptsächlich der Verpackung von Fleisch- und Wurstwaren dienen.

„Wir arbeiten immer noch mit R-Clips. Das sind Endlosclips auf einer Rolle, die dann in der Maschine vereinzelt wird. Es gibt aber auch S-Clips, die einzeln und ähnlich der Heftklammer sind“, erklärt Ebert. Ein anderes Produkt sind die FCA-Doppel-Clip-Automaten, deren Herzstück aus dem Spreizverdrängersystem und dem Doppel-Clip-Verfahren besteht. Dabei werden gleichzeitig das Wurstende und der Anfang der nächsten Portion verclippt. Früher wurden die Würste von Hand abgebunden. Mit der Cliptechnik wurde eine industrielle Herstellung erst möglich. Verwendet wird Aluminium. Metall bietet höchste Festigkeit.

Das Unternehmen habe global rund 1000 Mitarbeiter, sagt Ebert. 2009 erwirtschaftete man nach seinen Angaben einen Umsatz von 200 Millionen Euro. Durch den Ausbau des Unternehmens sei er kontinuierlich gestiegen. „Heute wird er auf rund 300 Millionen Euro geschätzt.“ Das Unternehmen hat Tochtergesellschaften in zwanzig Ländern und erzielt 80 Prozent des Umsatzes im Ausland. „Wir haben im Bereich FCA-Doppel-Clip-Automaten einen Weltmarktanteil von mehr als 70 Prozent. In dem R-Clip-Geschäft sind wir nicht ganz so stark“, sagt Ebert. Über die restlichen Prozente des Weltmarkts verfüge Tipper Tie Technopack mit Hauptsitz in Chicago.

Im Jahr würden gut hundert Maschinen verkauft. „Unsere Kunden sind große Fleischwarenkonzerne und kleine Handwerker wie die Metzgerei Gref-Völsings in Frankfurt, die Clipmaschinen zur Rindswurstherstellung benötigt“, berichtet Ebert. Gref-Völsings besitzt eine S-Clip- Maschine, mit der bis zu 300 Portionen je Minute produziert werden können. Mit dem Ausstoß der Portion Fleisch durch eine Füllmaschine wird ein Clipimpuls ausgelöst, während in Millisekunden der Darm eingeschnürt und der Clip gesetzt wird. „9000 Clips werden am Tag für unsere Rindswürste benötigt, das sind dann jeden Monat sieben bis acht Kisten mit jeweils vier Spulen à 9000 Clips. Insgesamt sind das 3,78 Millionen Clips im Jahr“, berichtet Ernst Minnich, Produktionsleiter der Metzgerei. Er lobt die Qualität der Maschinen; sie seien aber recht teuer.

Für 10000 Euro erhält man eine kleine Tischmaschine. „Die Preise für FCA-Maschinen liegen zwischen 50000 und 100000 Euro“, sagt Ebert. Auch die Tönnies Lebensmittel GmbH & Co. KG in Rheda-Wiedenbrück ist Poly-Clip-Kunde. Sie ist Deutschlands größter Schlachtbetrieb für Schweine.

Poly-Clip hält Hunderte Patente. Solle ein Produkt hergestellt werden, das in dieser Form noch nicht produziert worden sei, dann müsse eine neue Maschine entwickelt werden, erklärt Ebert.

Zur Veröffentlichung in der F.A.Z.

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