Als Thomas Gottschalk im Solar-Taxi durch die südlichen afrikanischen Staaten reiste, merkte er: An vielen Orten gibt es weder Strom noch Licht. „Ich wollte ein Unternehmen gründen, um die Situation vor Ort zu verbessern“, erzählt er. Zusammen mit Freunden und heutigen Kollegen entwickelte er die Geschäftsidee, in stromnetzfernen Regionen Afrikas, vornehmlich in Ostafrika, Solar-Home-Systeme anzubieten. 2010 gründete Gottschalk die Mobisol GmbH in Berlin. „Mobisol ist ein führender Hersteller von Solar-Home-Systemen, die unabhängig vom Stromnetz funktionieren“, erklärt die Kommunikationsmanagerin des Unternehmens, Paula Berning. Nach eigenen Angaben ist Mobisol mit mehr als 7 Megawatt installierter Solarkapazität einer der größten Anbieter für Solar-Home-Systeme in Afrika. Man beschäftigt rund 700 Mitarbeiter.
Das System beinhaltet ein Photovoltaik-Panel, das auf Dächern installiert wird. Die Panele wandeln Licht in Strom um und sind mit einer Batterie verbunden, die den Strom speichert. Auf der Batterie ist eine Kontrolleinheit installiert. Zu ihr gehören ein Modem und eine SIM-Karte, damit Steuerungsstellen von Mobisol regelmäßig Kontakt mit dem System aufnehmen können.
Mobisol bietet in Kenia, Ruanda und Tansania an. Nach eigenen Angaben wurden bisher mehr als 70000 Systeme verkauft, die von rund 350000 Menschen genutzt werden. „Dank der Solar-Home-Systeme können zum Beispiel etwa 200000 Kinder abends Hausaufgaben machen, ohne – wie zuvor – die gesundheitsschädlichen Dämpfe von Kerosinlampen einatmen zu müssen“, sagt Berning.
Das Besondere am Geschäftskonzept von Mobisol ist auch, dass die Kunden die Solarsysteme über drei Jahre bezahlen können. Da viele afrikanische Kunden keine Bankkonten haben, bietet Mobisol an, dass der Strom über Guthaben bezahlt werden kann, die Kunden bei Mobilfunkanbietern erwerben können. Die Käufer zahlen dann per SMS. „Wir nutzen die teils hervorragende Qualität der bestehenden Mobilfunknetze in Subsahara Afrika“, erklärt Gottschalk.
Der Preis für ein Grundsystem fängt bei rund 500 Dollar an. „Uns ist es wichtig, dass wir keine Produkte verkaufen, die sich der Kunde nicht leisten kann“, sagt Gottschalk. Mobisol bietet Systeme ab 80 Watt an. Kunden können zusätzliche Produkte kaufen, die zu dem System passen, zum Beispiel einen Fernseher, eine Stereoanlage oder eine Ladestation für Handys. Das Unternehmen entwickelt die Solarsysteme in Deutschland. Die Massenfertigung findet dann durch Zulieferer statt. „Wie der Großteil aller Solarkomponenten kommen auch die Mobisol-Systeme teilweise aus China“, berichtet Berning.
In der Startphase bekam man Fördermittel. So erhielt man 2014 eine größere Unterstützung durch die EU, insgesamt 6Millionen Euro. Nach eigenen Angaben belief sich der Umsatz 2016 auf rund 30 Millionen Euro. Man erwartet ein weiterhin starkes Wachstum. „Die Geschäftsidee ist skalierbarer, als wir dachten“, erklärt Gottschalk. Auch die International Finance Corporation (IFC), ein Unternehmen der Weltbank-Gruppe, und die niederländische Entwicklungsbank FMO haben im Dezember 2016 rund 15 Millionen Euro in Mobisol investiert. Privatwirtschaftliche Investoren schätzen das Unternehmen offensichtlich ebenfalls als zukunftsträchtig ein, denn der Vermögensverwalter Investec Asset Management hat auch Geld in Mobisol gesteckt.
Mobisol blickt optimistisch in die Zukunft. Es gebe 600 Millionen Menschen in Afrika, die keinen Zugang zu einem sicheren Stromnetz hätten. Man möchte sich stärker in Kenia etablieren. Das Unternehmen will außerdem dadurch wachsen, dass leistungsstärkere Produkte ab 600 Watt ins Angebot aufgenommen werden, die für Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser geeignet sind. Zusätzlich will Mobisol das Angebot an passenden Gleichstromprodukten wie Ventilatoren und Bügeleisen ausbauen.