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Bei Perlen herrschen Zucht und Ordnung

Eine Fürstin verkauft in Hamburg japanisches Kulturgut.

F.A.Z.

6.07.2017

Natascha Janho

Landgraf-Ludwigs-Gymnasium, Gießen

Sorgfältig drapiert die japanische Fürstin Hikari Hashimaru-Shigemitsu-Fujiwara ihre besonderen Schmuckstücke nebeneinander. Jede einzelne Perle ist ein Unikat und „ein Wunder der Natur“, wie Hashimaru sagt. In kleinen Ausstellungsräumen und auf Veranstaltungen präsentiert die Fürstin ihre Perlen. Schon der Kauf der Schmuckstücke soll etwas Besonderes sein. Die Perlenzucht ist eine Tradition in der Familie Hashimaru. Bereits der Großvater der Fürstin, der Diplomat Daikichi Hashimaru, überreichte während politischer Besuche eine japanische Zuchtperle als Gastgeschenk und errichtete schließlich das Zuchtperlen-Unternehmen Pearls Empire Company Ltd. Japan. Ihr Vater Taisei Hashimaru gründete 1960 in Hamburg die Hashimaru Zuchtperlen GmbH. Er war ein bekannter Meeresbiologe, der sich als Einziger auf der ganzen Welt auf die Zucht der Akoya-Perle spezialisierte.

Auf dieser Grundlage gründete seine Tochter das Unternehmen Hikari Hashimaru mit Hauptsitz in Hamburg. „Perlen werden weltweit unter japanischer Domäne gezüchtet: in den Buchten von Japan, Australien und in der Südsee“, erzählt die Fürstin. „Wir sind der einzige japanische Zuchtperlen-Importeur auf dem europäischen Markt.“ Sie müssten sich an die staatlichen Richtlinien Japans halten, da die Perle ein Kulturgut Japans sei. Dazu gehörten Qualitätskontrollen zur Verarbeitung – Sortierung, Bohrung und Fädelung – und die Preisfestlegung. „Mein Vater sagte immer, dass dieses Geschäft auf Vertrauen und Verantwortung basiere. Wir haben nicht nur unseren Ruf zu verlieren, sondern die Kultur, Historie und die Glaubwürdigkeit des ganzen Landes Japan.“

Es gebe Konkurrenten aus Deutschland und der Schweiz. Teilweise kauften sie jedoch die Ware in China aus unsicheren, nicht kontrollierten Quellen, behauptet Hashimaru.

Man bewertet die Qualität einer Perle anhand von fünf Merkmalen: Farbe, Größe, Form, Oberflächenbeschaffenheit und Lüster. Der Lüster beschreibt den besonderen Glanz der Perlen, der umso schöner ist, je mehr Perlmuttschichten innerhalb der Muschel entstanden sind. „Wir lassen die Perlen drei Jahre lang in der Muschel heranwachsen. Das ist auch die höchste Lebenserwartung einer Muschel“, erklärt Hashimaru. In der freien Natur würden die Muscheln nicht so lange überleben, das gelinge durch die intensive Pflege der Züchter. Generell verlangt die Perlenzucht viel Geduld. „Muscheln sind sehr empfindliche Lebewesen, wie Korallen, und ein sensibler Indikator für die intakte Umwelt“, erklärt die Fürstin. Schöne Perlen kämen nur hervor, wenn die Wasserqualität, die Sonneneinstrahlung, die Algenbildung und der Sauerstoffgehalt des Wassers stimmten. „Auf ein perfektes Collier, das aus möglichst gleich großen Perlen im selben Farbton besteht, muss ein Züchter schon mehrere Jahre warten.“

Eine perfekte Perle ist eine absolute Rarität. „Solche besonderen Perlen wird es in der Zukunft nicht mehr geben, aufgrund der zunehmenden Umweltbelastung“, meint Hashimaru. Besonders selten sei die Akoya-Perle. Man habe versucht, die Muscheln an anderen Orten außerhalb Japans zu etablieren. Aber nur in Japan erfülle das Ökosystem die Bedingungen, die die Muscheln zum Überleben brauchten, erklärt die Fürstin. Akoya-Perlen zeichnen sich neben ihrer Seltenheit durch ihren weißgräulichen Glanz aus.

Eine Perle für Anhänger, Brosche oder Ring kostet zwischen 100 und 10000 Euro und eine makellose, große Südseeperle bis zu 200000 Euro. Auch für ein Collier ist die Spanne groß: Sie reicht von etwa 150 bis 3 Millionen Euro. „Eine Perlenketten ist eine sinnvolle Geldanlage“, meint Hashimaru. Perlen werden immer etwas Besonderes sein und seien dementsprechend wertstabil. „Es ist auch schöner, ein solches Schmuckstück in der Familie weitervererben zu können, als einen Goldbarren irgendwo rumliegen zu haben“, findet Andreas Becker, der zu den Kunden von Hashimaru zählt.

Sie hat rund 2500 Kunden, überwiegend Fachhändler, Goldschmiede und Großhändler. Ein kleiner Juwelier kaufe schon mal nur einen Perlenstrang, Ketten wie Christ oder Wempe auch mal 200. Wegen der Abhängigkeit von der Umwelt schwankt der Umsatz des Unternehmens; er betrug nach Angaben Hashimarus in den vergangenen Jahren etwa 800000 Euro.

Zur Veröffentlichung in der F.A.Z.

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