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Auch Kühe mögen Schnitzel

Amandus Kahl fertigt Spezialmaschinen für die Futtermittelindustrie

F.A.Z.

1.03.2018

Leonard Nemati

Gymnasium Glinde, Glinde

Die Amandus Kahl GmbH & Co. KG in Reinbek wurde 1876 gegründet und ist seitdem in Familienbesitz. Das Unternehmen produziert Maschinen, die Pellets herstellen. „,Made in Germany‘ ist für uns sehr wichtig, da viele große Unternehmen mittlerweile ihre Maschinen in China herstellen“, sagt Marketingleiter Fritz Kahl. Die Teile für die Anlagen kommen zum größten Teil aus Deutschland, der Rest aus Europa. In seiner Branche gehört das Unternehmen zu den fünf größten auf der Welt. Auf nationaler Ebene sei man der größte Maschinenhersteller für die Futtermittelindustrie, betont Kahl.

„In den Vereinigten Staaten sind wir ebenfalls seit mehreren Jahren die Nummer eins im Bereich der Biomasse (Holzpellets), ebenso wie im Bereich der Pelletieranlagen für Trockenschnitzel in der Zuckerindustrie.“ Auch in Westeuropa sei Amandus Kahl der Marktführer in der Zuckerindustrie für Pelletpressen, in denen aus Zuckerrüben Trockenschnitzel werden, berichtet der Marketingleiter. Trockenschnitzel werden als Kraftfutter für Milchkühe verwendet.

In Reinbek stellt man etwa 500 Maschinen im Jahr her. Man habe ein großes Sortiment im Angebot. Die kleinsten „Laborpressen“ wiegen 360 Kilogramm und kosten 30000 Euro. Derzeit baut man an einer großen Futtermittelanlage für einen tierliebenden Scheich aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Maschine ist für seinen Privatbesitz, da er viele Tiere, zum Beispiel Kamele und Flamingos, hat. Der Preis liegt im zweistelligen Millionenbereich.

Mit dem „Ringspalt-Expander“ lassen sich homogene und salmonellenfreie Futterpellets herstellen. Dies geschieht durch schnellen Druckaufbau in einem Mischrohr für etwa fünf Sekunden bei einer Temperatur zwischen 90 und 140 Grad. Am Auslaufende des Expanders fällt der Druck sofort ab, das Produkt dehnt sich aus und Wasser verdampft.

Die Pellets wurden in den zwanziger Jahren im Unternehmen erfunden. Das veränderte viel: Brauchte man früher für dieselbe Menge eines Stoffs in Pulverform vier Lastwagen, so benötigt man nun nur noch einen.

Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 80 Millionen Euro, im Jahr zuvor waren es 78 Millionen Euro gewesen. 40 Prozent stammten aus der Futtermittelindustrie, 30 Prozent aus Recycling und Biomasse und 10 Prozent aus der chemischen Industrie. 800 Angestellte hat Amandus Kahl auf der Welt. Zu den größten Konkurrenten gehören Famsun und Zhengchang aus China.

Man habe schon verschiedene Experimente gewagt, erzählt Kahl. Zum Beispiel habe man alte russische Bahnschwellen zu Holzpellets verarbeitet, die man dann für den Kamin benutzen kann. „Früher war Holz ein Abfallprodukt, jetzt prügeln sich Unternehmen darum, wer das alte Holz bekommt, da man damit viel Energie gewinnen kann.“ Und nicht nur das: Alte Reifen werden in ihre einzelnen Teile zerlegt und dann zum Beispiel zu Granulat verarbeitet.

Zur Veröffentlichung in der F.A.Z.

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