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Alle Mannen ziehen Leine

Winzige Gemeinde in Baden ist im Tauziehen riesig

F.A.Z.

4.08.2016

Laura Raimann

Theodor-Heuss-Gymnasium, Schopfheim

Der Seilziehwettkampf sei ein Sport mit langer Tradition, der in Deutschland nicht allzu bekannt sei, sagt der Tauzieher Stefan Heimann. Regelmäßig finden Turniere auf nationaler und Landesebene statt. Außerdem ist das Tauziehen ein Teil der World Games; das ist ein internationaler Wettkampf in Sportarten, die nicht zum Programm der Olympischen Spiele gehören. Im Wettkampf stehen sich je acht Athleten gegenüber, die an einem 34 Meter langen Seil ziehen. Der Wettkampf wird auf einer Rasenfläche ausgetragen; gewonnen hat das Team, das zuerst die gegnerische Mannschaft vier Meter auf seine Seite zieht.

Einer der beiden erfolgreichsten Tauziehvereine Deutschlands sitzt in der badischen Gemeinde Böllen, die nur knapp 100 Einwohner zählt. Nach Angaben von Heimann, der Sportler des Vereins ist, wurden die Tauziehfreunde Böllen e.V. 1989 gegründet; sie haben knapp 200 Mitglieder. Zum Tauziehen komme man meistens über Familie oder Freunde. Neben der erfolgreichen von Männern besetzten Mittelgewichtsklasse bis 640 Kilogramm gibt es in Böllen eine Jugend- und eine Frauenmannschaft. Seit 1991 ziehen die Männer in der Bundesliga und waren seitdem Meister oder Vizemeister. Sie waren auch schon Weltmeister, Vizeweltmeister und Europameister. Diese Titel wurden mit mindestens vier Böllener in der Nationalmannschaft errungen. Ihre stärksten Gegner in der Bundesliga sind die Sportfreunde Goldscheuer aus Kehl. Sie stellen die zweite Hälfte der Nationalmannschaft.

Die Sportförderung durch das Bundesministerium des Innern ermöglicht den Tauziehfreunden die Teilnahme an den Turnieren auf der ganzen Welt. So wurde im September 2015 die Reise in das nordirische Belfast finanziert, wo die Europameisterschaft stattfand und die Deutschen den zweiten Platz ergatterten. 2013 nahmen die Sportler an den World Games in Kolumbien teil, von wo sie mit dem dritten Platz zurückkehrten.

Für den im April 2014 fertiggestellten Neubau des Vereinsheims, der 80000 Euro gekostet hat, erhielt der Verein einen Zuschuss vom Badischen Sportbund von 51307 Euro, wie Beatrix Vogt-Römer vom Badischen Sportbund in Freiburg berichtet. „Die Mitglieder haben für den Bau ehrenamtlich knapp 4800 Stunden Eigenleistung investiert“, ergänzt Heimann. Die jährlichen Einnahmen und Ausgaben des Vereins beliefen sich auf rund 30000 Euro. Man finanziere sich hauptsächlich durch das einmal im Jahr durchgeführte Tauziehturnier.

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